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19.07.2012 - "Braunwalder Erklärung" - Rettungsfachpersonal bezieht Stellung

Foto Braunwalder ErklärungEtwa 50.000 Angehörige des Rettungsdienstes in Deutschland sind durch Mitglieder des Internetforums rettungsfachpersonal.de aufgerufen, sich mit ihrer Unterschrift für die Schaffung des neuen Berufsbildes "Notfallsanitäter" einzusetzen - und gegen die Abwertung des eigenen Berufsstandes durch Ärzteverbände. 
Auslöser für die teilweise hitzig geführte Debatte zwischen den Ständevertretungen der Ärzte und den Rettungsdiensten ist der Referentenentwurf der Bundesregierung zum sogenannten Notfallsanitätergesetz. Der Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums soll als Neuregelung das derzeit geltende Rettungsassistentengesetz ablösen. Das Gesetz ziele laut Bundesgesundheitsministerium auf "eine moderne, den Anforderungen an den Notfalleinsatz entsprechende Ausbildung ab". Nach der Veröffentlichung des Gesetzentwurfs des Bundesgesundheitsministeriums hatten sich die verschiedenen Ärzteverbände zu Wort gemeldet. Ihre Sorge ist, dass notfallmedizinische Maßnahmen, für die aus ihrer Sicht ein Studium sowie Fachweiterbildungen notwendig sind, künftig durch Rettungsfachpersonal durchgeführt werden, das lediglich über einen Realschulabschluss und eine dreijährige Ausbildung verfüge. Zudem wird eine Abkehr vom in Deutschland üblichen Notarztsystem hin zu einem notarztfreien Rettungssystem, wie beispielsweise in den USA, befürchtet. 

Gegen diese Aussagen der Ärzteschaft ziehen die Retter nun deutschlandweit ins Feld. Sie haben eine Online-Unterschriften-Seite eingerichtet, die sogenannte "Braunwalder Erklärung", in der sie insbesondere für einen konstruktiven Dialog eintreten. Aus ihrer Sicht würden Stellungnahmen, die darauf abzielen, eine eigenständige Versorgung durch Rettungsdienstpersonal als Gefährdung der Patienten darzustellen, die gegenwärtige Situation verkennen. Bereits heute übernehme das Rettungsfachpersonal die qualifizierte notfallmedizinische Versorgung des überwiegenden Anteils der Notfallpatienten ohne Notarzt. Zudem werde durch die Implementierung der Ausbildung zum Notfallsanitäter und die Verlängerung der Ausbildungsdauer von zwei auf drei Jahre die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung durch das Rettungsfachpersonal in Deutschland weiter verbessert. Die Befürchtungen der Ärzteschaft seien aus ihrer Sicht in erster Linie standespolitisch motiviert und die in den Stellungnahmen der Mediziner aufgeführten Fälle plakativ aufgeführte Extrembeispiele notfallmedizinischer Maßnahmen. Diese seien weder Inhalt noch Ziel des Referentenentwurfs. Zudem sei eine Abschaffung des Notarztsystems weder durch den Referentenentwurf noch das Rettungsfachpersonal intendiert. Vielmehr werde durch die Beibehaltung des Notarztsystems bei gleichzeitiger Verbesserung der Ausbildung des Rettungsfachpersonals die Patientenversorgung in Zukunft weiter verbessert und keinesfalls verschlechtert.

Unterstützung erhalten die deutschen Retter auch aus dem benachbarten Ausland. So meldete sich beispielsweise der Präsident des Österreichischen Berufsverbandes für SanitäterInnen, Siegfried Weinert, zu Wort: "Wir schreiben Euch diese Zeilen, weil es auch in Österreich Stimmen gibt, die davon sprechen, dass die Sanitäter den Notarzt abschaffen und ein Paramedic-System nach Vorbild der USA schaffen wollen. (...) Die Ressource Notarzt wird in unseren Augen in den nächsten Jahren noch viel wertvoller werden. Schon heute können Planstellen nicht besetzt beziehungsweise nachbesetzt werden, weil scheinbar die Attraktivität des "Notarztseins" deutlich abgenommen hat. (...) Wir werden uns den zukünftigen Herausforderungen der präklinischen Versorgung nur gemeinsam stellen können! Mit Notfallsanitätern, die kompetent eine Regelversorgung von Patienten durchführen und Notärzten, die dort vor Ort sind, wo die Grenzen der Regelversorgung erreicht werden."

Inzwischen haben auch einige Notärzte die Erklärung unterzeichnet, was durchaus als Beleg gedeutet werden darf, dass die Notfallmediziner an einem konstruktiven und respektvollen Dialog mit dem Rettungsfachpersonal interessiert sind. Auch der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst e.V. unterstützt die Erklärung und ruft alle Kolleginnen und Kollegen, aber auch Notärzte dazu auf, sich der Erklärung anzuschließen und für einen respektvollen Umgang unter den Berufsgruppen einzutreten. Die "Braunwalder Erklärung" mit der Möglichkeit der Unterzeichnung erreichen Sie unter der Adresse http://openpetition.de/petition/online/braunwalder-erklaerung-zur-diskussion-um-den-referentenentwurf-fuer-das-notfallsanitaetergesetz

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