Resuscitation Science Symposium 2008 - spannende Studie vorgestellt
Vom 8. - 9. November fand in New Orleans (Louisiana, USA) das wissenschaftliche Wiederbelebungs-Symposium (Resuscitation Science Symposium 2008) der American Heart Association statt (Programm hier als PDF, 511 kB).
Am Sonntag, den 9.11. wurde dort eine sehr spannende Studie vorgestellt, die das Team um Theresa Olasveengen aus dem Ullesval Universitätsklinikum in Oslo (Norwegen) durchgeführt hat: „A Prospective Randomized Controlled Trial on the Effects of Intravenous Drug Administration on Survival to Hospital Discharge after Out-of-hospital Cardiac Arrest". (Eine prospektive, randomisierte kontrollierte Studie bezüglich der Effekte von intravenöser Medikamentenapplikation auf das Überleben bis zur Krankenhausentlassung nach außerklinischem Herzkreislaufstillstand).
Die Kurzfassung, die Sie im englischen Original hier abrufen können, hat der DBRD e.V. als Service für die Besucher/innen unserer Seite übersetzt. Zur besseren Lesbarkeit wurde an einigen Stellen sinngemäß und nicht wortwörtlich übersetzt.
Hintergrund: Die intravenöse Gabe von Adrenalin, Atropin und Amiodaron ist in den Leitlinien enthalten, obwohl Beweise für die Wirksamkeit hinsichtlich einer erhöhten Rate von Entlassungen aus dem Krankenhaus fehlen und Adrenalin in epidemiologischen Studien mit einer erniedrigten Überlebensrate in Verbindung gebracht wurde. Die Hypothese war, dass die Anlage eines i.v.-Zugangs und die Applikation von Medikamenten die Aufmerksamkeit von den außerordentlich wichtigen Thoraxkompressionen ablenkt und es als Folge dessen zu mehr Kompressionspausen kommt (gesteigerter „Hands-off"-Anteil) und folglich zu schlechteren Ergebnissen.
Material und Methoden: Untersucht wurden diejenigen erwachsenen Patienten, die in Abwesenheit des Rettungsdienstes einen beobachteten außerklinischen Kreislaufstillstand aller Ursachen (außer wenn durch Trauma, anaphylaktischen Schock oder Asthma verursacht) erlitten hatten. Diese Untersuchung erfolgte in den Rettungsdiensten von Oslo und Follo zwischen Mai 2003 und April 2008,. Die Patienten wurden randomisiert (zufällig) entweder einer Gruppe mit Standard-Reanimation (IV Gruppe) oder einer Gruppe mit erweiterten lebensrettenden Maßnahmen ohne i.v.-Zugang (Nicht-IV Gruppe) zugewiesen. Es erfolgte eine Auswertung der Rettungsdienstprotokolle, Utstein-Formalitäten, der Krankenhausunterlagen und kontinuierlichen EKG-Aufzeichnungen mit Impedanzmessung. Die beiden Gruppen wurden hinsichtlich der klinischen Ergebnisse miteinander verglichen und hierbei statistische Auswertungsmethoden angewendet. Die Ergebnisse werden in Prozent oder als Mittelwert ± Standardabweichung angegeben.
Ergebnisse: Eine Reanimation wurde bei 1112 Patienten angewendet, von denen 835 in die Studie eingeschlossen wurden. 415 Patienten waren in der „IV Gruppe" und 420 Patienten in der „Nicht-IV Gruppe". Die Utstein-Variablen, die bekanntermaßen das Überleben beeinflussen, wurden zwischen den beiden Gruppen gleichmäßig aufgeteilt. Die Qualitätsparameter der Wiederbelebungen waren adäquat und unterschieden sich innerhalb der „IV Gruppe" und „Nicht-IV Gruppe" nicht mit "Hands-off"-Anteilen von 0.18±0.11 und 0.17±0.11, Kompressionsraten von 118±11 und 116±10, Ventilationsraten von 11±4 und 11±4. In der „IV-Gruppe" betrug die Überlebensrate bis zur Krankenhausentlassung 10.6% und 9.0% in der „Nicht-IV Gruppe" (p=0.523).
Ergebnis: Die Qualität der Wiederbelebung war adäquat und für beide randomisierten Gruppen vergleichbar. Es gab keinen Unterschied bezüglich der Überlebensrate bis zur Krankenhausentlassung zwischen der „IV Gruppe" und der „Nicht-IV Gruppe".
Kommentar:
Es bleibt nun abzuwarten, welchen Einfluss die Daten auf den Leitlinienprozess 2010 haben werden. Vor vorschnellen Interpretationen ist zunächst abzuraten, da die Originalarbeit noch nicht veröffentlicht wurde.
SD
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